Was ist die Gitarrengrundausbildung? Oder - was dich hier erwartet.
- tomareimer
- 28. Okt. 2020
- 5 Min. Lesezeit
Hallo und herzlich Willkommen zu GitarreMitTamara!
Du hast ein Kind, das Gitarre lernt, oder lernen will, du hast beruflich mit Kindern zu tun und willst sie musikalisch fördern, oder, noch besser, du willst mit deinem Kind, Enkelkind, Patenkind, Pflegekind gemeinsam Gitarre lernen? Dann bist du hier genau richtig!
Hier bekommst du Tipps und Tricks zum Thema Gitarre lernen, Hacks, wie dir das Lernen und Merken von Noten leichter fällt, praktische Beispiele wie du deine Motivation ankurbelst und auch konstant oben hälst – wie du einfach mit Spaß lernen kannst. Und hier gibt es zwischendurch auch ein paar Geschichten aus dem Nähkästchen, aus meinem Gitarren-Unterricht.
Ich freue mich, dass du bist!
Ich habe das Gefühl, wenn man an Lernen denkt, denkt man vor allem an Schule, an trockene Fortbildungen, die einem der Arbeitgeber aufdrückt, an stressige Uniklausuren und so weiter. Also alles Dinge, die einem irgendwie viel abverlangen, die von außen aufgezwungen werden und einen stressen oder langweilen. So ein bisschen „Zwangs-Lernen“.
Aber erinnere dich doch mal wie das als Kind war. Fahrradfahren lernen zum Beispiel. Inliner. Schwimmen. Ein Computerspiel, das man unbedingt gewinnen wollte. Die Lieblings-figur aus einem Zeichentrickfilm zeichnen lernen.
Man hatte richtig BOCK.

Ich weiß noch, wie ich beim Zeichnen komplett die Zeit vergessen habe. Ich wollte am liebsten nichts anderes mehr machen, als diese eine Sache immer und immer wieder zu üben, um dabei gut zu werden. Etwas zu lernen, was man können will, ist im Grunde purer Spaß.
Und da, in dieses Gefühl, da müssen wir wieder rein.
Lernen muss wirklich Spaß machen.
Aber ich schweife ein bisschen ab.
Zu all diesen Dingen werden wir noch in den nächsten Wochen kommen.
In der ersten Folge hier, wollte ich mich erstmal eigentlich nur kurz vorstellen und ein bisschen erzählen, was ich hier überhaupt so vorhabe und was ihr erwarten könnt.
Also, ich bin Tamara.
Ich mache viele Dinge, bin unter anderem Illustratorin, freischaffende Künstlerin, habe Kunst, Musik und Englisch auf Lehramt studiert, mit dem Master of Education abgeschlossen, und unterrichte seit fast 8 Jahren die Gitarrengrundausbildung an der Schule für Musik & Kunst in Gütersloh.
Die Gitarrengrundausbildung ist für Kinder ab 6 Jahren konzipiert und dauert zwei Jahre.
Es ist so etwas wie die Grundschule des Gitarrenlernens.

Die Schüler lernen bei mir den Umgang mit der Gitarre, wie man effektiv und vor allem mit Spaß lernt und übt. Wir lernen die ersten Noten und Griffe, erste vereinfachte Akkorde und einfache bis mittelschwere Lieder.
Da ich, wie gesagt, auch Illustratorin bin und Musikpädagogik studiert hab, habe ich für die GGA, also die Gitarrengrundausbildung, meine eigenen Unterrichtsmaterialien designt und über die Jahre immer weiterentwickelt. Der Fokus in meinem Unterricht liegt ganz klar auf Spaß am Lernen. Mein Unterricht ist bewusst spielerisch aufgebaut. Das heißt ganz viele Sachen werden in Spielen gelernt und wiederholt. Für’s Notenlernen habe ich zum Beispiel Memory und Domino-Spiele entwickelt, es gibt ein Gitarren-Brettspiel, Bewegungs-Wissensspiele, wenn die Kinder hibbelig sind z.B., Konzentrationsspiele und solche Sachen.
Als ich angefangen habe zu unterrichten war ich noch gar nicht fertig mit der Uni und habe dann neben dem Studium angefangen and er Schule zu arbeiten. Die Gitarrengrundausbildung in der jetzigen Form gab es so damals auch noch gar nicht: Es gab eine mehr oder weniger zusammengewürfelte Gruppe aus 4 Kindern, ich glaube im Alter zwischen 5 und 11, die ich dann übernommen habe.
Einen Unterrichtsplan oder so etwas gab es auch nicht. Aber es gibt natürlich eine Menge Gitarrenbücher, auch für Anfänger, also hab ich mir drei besorgt und hab dann erstmal damit gearbeitet.
Ganz ehrlich, ich war am Anfang sehr unerfahren, hatte erst ein paar Praktika an Schulen von der Uni aus gemacht und ich glaube es gab da so einige pädagogische Fehler in meinem Unterricht in der ersten Zeit. In meinem Lehramtsstudium ging’s bei mir eigentlich auch um die Sekundarstufe 1, also die Klassen 5 bis 10 – und plötzlich hatte ich es mit Grundschulkindern zu tun.
Da die Kinder mit ungefähr 6 bei mir anfangen, waren einige sogar noch im Kindergarten.
Ich habe also erstmal stumpf nach den Gitarrenbüchern und mit den paar Arbeitsblättern, die ich von meiner Vorgängerin hatte, unterrichtet.
Ziemlich bald stellte ich allerdings fest, dass das nur so semi-gut funktionierte.
Die Seiten in diesen Gitarrenbüchern, sind oft viel zu überladen. Da stehen SO VIELE Informationen drauf, dass die Schüler vollkommen überfordert sind. Man darf auch nicht vergessen: Die Jüngsten sind noch nicht einmal 6 Jahre alt in meinem Unterricht.
Die Noten sind oft viel zu klein gedruckt. Es kommen viel zu viele musikalische Zeichen vor, die den Schülern noch nicht bekannt sind und nur verwirren. Mehrere Strophen Text, die meiner Meinung nach völlig überflüssig und störend sind bei Kindern, die noch gar nicht lesen können und deren Fokus sich auf das Spielen der Melodie richten sollte.
Das ist ja auch schon schwierig genug.
Und dann kommen noch irgendwelche Tipps und Hinweise für Eltern und Lehrer und Anmerkungen zur beiliegenden CD – ernsthaft, CD in 2020??
Und das ist noch nicht alles!
Dann sind da auch noch irgendwelche random, also teilweise willkürliche Illustrationen, die weder den Inhalt beleuchten, verständlicher machen, noch ausmalbar sind.
Furchtbar. (Da spricht die Illustratorin in mir. :D)
Also, das ist einfach, die Erfahrung, die ich gemacht hab. Das Layout ist doof, überfüllt, die Kinder sehen wie vollgepackt die Seite ist und haben direkt schon keinen Bock – oder eher, sie trauen es sich nicht zu, weil voll, bedeutet schwierig.
Das ist die Rechnung, die Kinder machen.

Ich hatte bei den Gitarrenbüchern, mit denen ich es zutun hatte, immer das Gefühl es ist von Erwachsenen für Erwachsene gemacht und nur pseudo-kindgerecht.
Also habe ich irgendwann angefangen mir selber Übungen und kurze Lieder und Sprüche auszudenken und die Arbeitsblätter selber zu erstellen und illustrieren – mit Illustrationen, die an dieser Stelle Sinn machen und die man auch ausmalen kann.
Das waren zuerst nur einzelne Sachen, so um 2017, 2018 rum habe ich dann angefangen sie langsam zu einem ganzheitlichen Konzept mit einem roten Faden zusammen zu tragen. Wichtig war mir dabei vor allem, dass die Noten alle groß gedruckt sind. Keine unnötigen Informationen, oder musikalische Zeichen, die die Schüler noch nicht kennen, auf dem Blatt. Nicht zu viel Text. Und sinnvolle, den Inhalt der Lieder visualisierende, ausmalbare Bilder.
Das Ganze sollte sehr kleinschrittig sein, das heißt nicht zu viel Neues auf einmal.
Eingebaute Erfolge, die die Motivation steigern und aufrechterhalten, sind mir auch sehr wichtig. Und alles sehr, sehr spielerisch, locker und halt einfach kindgerecht.
Es ist total komisch, aber je mehr ich auf meine eigenen Sachen und meine Intuition vertraute, desto besser klappte auch der Unterricht. Und desto erfolgreicher wurden auch meine Schüler.
Also, das ist soweit meine Geschichte. Natürlich lerne ich selber immer noch dazu, mit jedem Schüler und mit jeder Gruppe. Das Konzept steht zwar im Grunde, aber es kommt immer wieder noch Neues dazu, es wird durch meine Erfahrung besser, immer weiter verfeinert.
Und ich finde das muss auch so sein. Vor allem, wenn man selber anderen etwas beibringt, dann darf man erst recht nicht aufhören selber zu lernen und sich weiter zu entwickeln.
Und ja, man kann als Erwachsener gut Gitarre lernen!
(Ich habe es auch erst im Studium gelernt. :D )
Das fragen mich ganz oft Eltern, wenn sie erzählen, dass sie selber kein Instrument spielen und bei den Hausaufgaben nicht so gut helfen können.
Andere lernen mit ihren Kindern ein bisschen mit und ich hab das Gefühl sie würden das gerne noch mehr tun. Ich hab da auch schon ein paar Ideen, wie ich diesen Eltern besser helfen kann... aber darüber sprechen wir noch später. ;)

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